Der Campbell Zwerghamster

- ein Zwerg mit Sonderstatus

Ein kleines Vorwort: Leider werden manche die folgenden sachlichen Informationen als persönlichen Angriff und Missgunst werten. Dennoch beziehen wir uns ausschließlich auf gesammelte Fakten und bitten euch, diesen Text einfach als Anstoß zum Nachdenken zu benutzen. 

 

Der Campbell Zwerghamster gewinnt jährlich neue Fans - denn diese Zwerghamster-Art hebt sich von den anderen Kurzschwanz-Zwerghamster-Arten ab. Er besticht nicht nur durch seine zahlreichen Farben und Muster, sondern kann auch etwas ganz Besonderes: In gleichgeschlechtlichen Gruppen leben. Doch wie kommt das? Warum ist eine Zwerghamsterart sozialer als die anderen?

Genauso wie man Farbe & Form in der Zucht beeinflussen kann, kann man auch den Charakter einer Zuchtlinie formen. Sie werden "besonders sozial" gezüchtet, sind es also nicht von Natur aus?

Immer wieder liest man "nur von seriösen Züchtern bekommt man soziale Linien". Der ursprüngliche Campbell wurde also züchterisch beeinflusst, denn diese Art ist ursprünglich genauso sozial wie andere Zwerghamsterarten auch. In der natürlichen Umgebung leben auch Campbells im Familienverband und niemals in gleichgeschlechtlichen Gruppen - denn das würde ja das Aussterben der Art bedeuten. Damit die Tiere nicht ihren Instinkten nach kommen im neuen Hamster Heim und sich ein neues Revier erkämpfen, muss sehr vorsichtig gehandelt werden. Sie dürfen nur mit ihrem gewohnten Streu (dass markiert ist und Urin aufweist), in das neue Heim einziehen. Das Heim muss aber unbedingt abgesteckt und verkleinert werden, damit sie nach und nach alle Gegenstände im neuen Heim markieren können und alles nach der gemeinsamen Gruppe riecht (der Gruppengeruch).

Auf Züchterseiten wird erklärt, dass dies nötig ist, um Stress zu vermeiden. Die Tiere müssten ihr neues Umfeld markieren und kommen bei einer normalen Gehegegröße nicht stressfrei hinterher. Bei einer Einzelabgabe eines Tieres liegt ja der selbe Stress vor von einem neuen Revier, doch da scheint der Stress völlig in Ordnung zu sein? D.h. würde ein Hamster aus einer Gruppe zu erst alles markieren, wäre es sein Revier und würde er wo möglich plötzlich seine Mitbewohner verscheuchen wollen. Sie würden ihren Instinkten folgen und sich als Einzelkämpfer präsentieren. Durch die Zucht wurde der natürliche Instinkt allerdings beeinflusst, damit dieser Revierkampf nicht schon bei einem minimalen Platzangebot beginnt Nach mehrfachen Tests in unterschiedlichen Zuchten & Ländern wurde festgestellt, dass jede Zwerghamsterart sich durch ein anfänglich viel zu kleines Revier so beeinflussen lässt, dass man sie als Gruppe halten könnte. Das erklärt auch, warum sogar verschiedene Hamsterarten als Kinderspielzeug sich zusammen auf viel zu kleinem Raum dulden. Es liegt also nicht in der Natur der Campbells, als gleichgeschlechtliche Gruppe zusammen zu leben und sind keineswegs "Gruppentiere", wie sie oft betitelt werden. Sondern es ist natürlich in einem fremdgeschlechtlichen Familienverband zu leben.

 

Doch diese Besonderheit der Gruppenhaltung, lässt viele andere Missstände in der Campbellzucht vergessen. Auf den meisten Zuchtseiten liest man immer wieder einen Satz "werden regelmäßig auf Diabetes getestet" oder "Zuchtziel: diabtesfreie Linien". Natürlich denkt der Kunde: Super - hier wird auf Gesundheit geachtet! Doch warum ist es nur bei dieser Hamsterart dringend nötig, dies regemäßig zu kontrollieren? Leider ist es so, dass viele Campbells an Diabetes erkranken und auch daran versterben können. Die Erkrankung ist zu einer Erberkrankung geworden und kann auch eine oder mehrere Generationen einfach überspringen. Somit haben Campbellzüchter nie eine Garantie auf eine gesunde Linie und man spielt immer mit dem Risiko. Auch als Abnehmer muss man immer damit rechnen, dass sein Tier zu einem späteren Zeitpunkt an Zucker erkrankt.

Leider passiert das auch immer wieder.

 

Manche Zuchtvereine in anderen Ländern haben aus Vernunft die Campbellzucht bereits eingestellt bzw nehmen keine Campbellzuchten bei sich auf, da die Linien angeblich zu stark belastet sind durch Krankheiten und man durch die enorme Farbvielfalt keine Garantie mehr auf Artreinheit hat. Leider wird diese Problematik selten bis nie angesprochen oder gleich im Keim erstickt.

 

Auch hier genießt der Campbell eine Sonderstellung, während beim Dsungarischen Zwerghamster penibel auf die ursprüngliche Herkunft und Artreinheit geachtet wird. Alle anderen Arten sind -Gott sei Dank- nicht kompatibel. Beim Campbell hört man von Fachleuten aber gelegentlich Aussagen wie "Es gibt sowieso keine 100% artreinen Campbells mehr", was natürlich die Farbvielfalt und ständig neuen Mutationen erklärt. Wichtig bei der Zucht scheint hier die Sozialisierung zu sein und dann reicht einfach "so artrein wie möglich" den Züchtern aus (außer Wildfänge natürlich). Angeblich gelten Hybriden nur in den ersten 5 Generationen als solche. Das kann ein Zeitraum von etwa 20-24 Monaten sein - also in 2 Jahren kann man aus einem Hybriden eine zuchttaugliche Linie herstellen? Wenn man allerdings nach dieser Regel gehen würde, hätten wir in Europa doch gar kein Problem mit Hybriden. Wozu werden Hybriden dann als "Campbell-lastig" oder "Dsungaren-lastig" beschrieben? Dann müssten diese ja auch nach dieser Regel bereits keine Hybriden mehr sein...

 

Als neutralen Vergleich möchten wir den Dsungarischen Zwerghamster noch einmal ansprechen. Hier gab es in den vergangenen Jahren ebenfalls einige farbliche Mutationen (Mutation = genetische Veränderung. Die können als neue Farben, Muster, Fellstrukturen, Erkrankungen und Behinderungen auftreten). Eine davon ist "Mandarin". Über den genauen Ursprung kann man leider nichts sagen, da diese Farbe an zwei Stellen der Erde nahe zu gleichzeitig aufgetreten ist. Man geht jedoch von einer natürlichen Mutation aus - ebenfalls wie die alte Farbe Saphir. Mandarin war nach Saphir erst die 2. neue Farbe bei Dsungaren - weitere gibt es nicht. Leider wurde Mandarin durch die Gier der Menschen natürlich recht schnell kaputt gezüchtet und auch dort trat vermehrt Diabetes auf. Obwohl sich einige wenige stabile Linien entwickelt haben, wurde die Farbe Mandarin unter Züchtern nach genauer Prüfung konsequent abgelehnt und von der seriösen Zucht ausgeschlossen. Die Farbe Mandarin bei Dsungaren birgt zu viele Risiken durch mögliche vererbbare Diabetes und damit verbundene Folgeerkrankungen.

Obwohl der Dsungare schon seit 1773 (PALLAS) erforscht wird und der Campbell erst seit 1905 (THOMAS), soll der Campbell in der mutierten Farbvielfalt auf natürliche Art und Weise viel weiter entwickelt sein? Doch was ist dann überhaupt der gesundheitliche Unterschied von einem Mandarin-Dsungaren zu einem Campbell? Da gibt es keinen. Bei Dsungaren hat man sich zum Wohle der Tiere gegen die Zucht von möglicherweise kranken Tieren entschieden, bei Campbells duldet man es für die Option der Gruppenhaltung.

 

Jetzt stellt sich die Frage, warum der Mensch solch eine belastete Tierart züchtet und zu seinem Vorteil verändern möchte. Eine artgerechte Gruppenhaltung von Phodopus-Arten ist nur bedingt im Familienverband möglich, dort ist aber ungewollter Nachwuchs vorprogrammiert. Da es in der Natur auch Einzelgänger gibt, ist dies keine Schande als Haustier oder gar eine Strafe.